Sonntag, 7. August 2011

Der Kangal und sein Wesen
"Ich spürte förmlich den durchdringenden Blick. Aber woher? Ein riesiger Hund erhob sich langsam, genau aus der Mitte der Herde. Ein staubiger Hund inmitten staubiger Schafe. Ich bemerkte ihn nicht sofort. Sein sandfarbenes Fell und sein schwarzes Gesicht paßten sich den Schafen genau an. Und noch mehr als seine Haltung wirkten jetzt seine dunklen Augen bedrohlich auf mich. Ruhig, aber voller Kraft und Geschmeidigkeit setzte er leichtfüßig über seine schlafenden Schützlinge hinweg. Dann stand er da, majestätisch und unnahbar, seine Rute hoch über den Rücken gerollt.
Eine Woge der Bewunderung überrollte mich. Da war eine funktionelle Schönheit durch die Jahrtausende hart arbeitender Generationen zur Perfektion gemeißelt ... der mich für immer von dem Wunsch kurierte, in diesen Land einer Schafherde zu nahe zu kommen.
Ich traf den Wächter..."

Man hat es mit einer sehr ursprünglichen Rasse zu tun, die im Laufe ihrer Entwicklung keine nennenswerte menschliche Aufmerksamkeit oder gar Zuneigung erfahren hat. Die Hunde arbeiten in der Türkei selbständig, unter minimaler Anleitung, und es liegt in ihrer Natur, Eigeninitiative zu entwickeln.


... über das Kangal-Land!

Sie werden in ihrer Heimat recht achtlos behandelt, kennen weder menschliche Zuwendung noch Ausbildung. Sie werden ausschließlich als Arbeitstiere genützt.

Kangals sind wehrhafte, selbstbewusste Hunde. Sie sind intelligent und anpassungsfähig. Die Anforderungen, die solche Lebensumstände an die Tiere stellen, haben über Jahrhunderte hinweg eine Rasse entstehen lassen, die sich durch Härte, Selbständigkeit und Mut auszeichnet.

In den Dörfern Anatoliens lebt der Kangal ohne Zwinger und Zäune. Hunde, die sich übermäßig aggressiv gegenüber Menschen (vor allem Kindern) oder Nutztieren (Geflügel, Pferde, Rinder, Schafe) verhalten, werden nicht toleriert und getötet.

Die Reviergrenzen sind unsichtbar, und kein Hund kommt dem anderen in die Quere. Sie sind sehr instinktsicher in ihrem Sozialverhalten. Jeden Morgen bricht eine kleine Gruppe von 2-4 Kangals mit den Schafen und den Hirten zu den Weideplätzen auf. Manchmal bleiben sie auch über eine längere Zeit in den "Yaylas" (Sommerweiden).


Hier bin ich!

Zur Kampfhandlungen mit Wölfen und anderen Raubtieren kommt es in der Türkei nur sehr selten. Der Kangal hat eine angeborene Verteidigungsbereitschaft und gibt sich meistens damit zufrieden, seine Feinde in die Flucht zu schlagen.

Der Kangal ist ein ruhiger, ausgeglichener, stolzer und selbstsicherer Hund, der ohne unnötige Aggressivität äußerst zuverlässig alle ihm anvertraute Menschen und Besitztümer beschützt.


Dieser Wolf hatte gar kein Glück  ...

dieser kleine hier aber, lebt bei einer Kangalfamilie
 
Kleiner Wolf einige Wochen später  

Er muss erst vorsichtig an Fremde herangeführt werden. Er verhält sich neutral und beobachtet sie aufmerksam, wird allerdings keine große Vertraulichkeiten von ihnen tolerieren. Kangals sind keine Angreifer - sie sind zuverlässige Verteidiger!

Ausgewachsen ist der Kangal mit etwa zweieinhalb Jahren, doch seine volle Reife erreicht er erst mit vier Jahren. Erst nach und nach entwickeln sich seine Beschützerinstinkte. Nicht wenige Halter sind erstaunt und meistens unvorbereitet auf die drastische Veränderung seines Wesens, die mit etwa eineinhalb Jahren eintritt.


Kangalwege verlaufen nicht immer auf geraden Schienen!

Trotz allem ist der Kangal ein sensibler Hund und braucht lange, um die Zuneigung, die er erfährt, auch anzunehmen. Diese Riesen genießen für eine kurze Zeit Aufmerksamkeiten, ziehen sich dann aber sehr schnell wieder zurück, um ihrer liebsten Beschäftigung nachzugehen: dem Wachdienst.

Es gibt nichts Oberflächliches oder Überflüssiges im Leben eines Kangal, so als ob er all seine Energie für den einen Moment aufsparen würde, wo er Besitz und Familie zu verteidigen hat - wenn es sein muss, unter Einsatz seines Lebens.


Freunde: Onur Kanli und Tommy

Er bildet in unsere technikorientierten und geschichtsvergessenen Zeit ein Korrektiv. Menschen, die ihr Leben Seite an Seite mit einem Kangal verbringen, werden ein Stück uralter Geschichte erleben, einen Hund von archaische Urkraft mit all jenen Eigenschaften, die seine Vorfahren auszeichneten.

Kangal

Der Kangal und seine Geschichte
Es gibt nur sehr wenige Dokumente, Zeichnungen oder Erzählungen, die die frühe Existenz und Entwicklung des Kangals als eine Rasse belegen. Hirtenhunde, im Gegensatz zu den edlen Jadghunden, standen immer ganz unten auf der sozialen Leiter, und wurden historisch, literarisch oder künstlerisch kaum erwähnt oder beachtet. Als Wissenschaft ist Geschichte nicht immer zu begreifen: Es handelt sich dabei um eine chronologische Sequenz von Fakten, die - bedingt durch zeitliche, soziale und kulturelle Kontexte - immer anders interpretiert wird.

Im folgenden nun meine Interpretation der Geschichte des Kangals.

Um den Kangal und sein Erbe besser zu verstehen, muss man zunächst die geographische Lage der Türkei betrachten und dessen strategische Bedeutung für die Entwicklung der westlichen Zivilisation begreifen. Jeder kam, sah, blieb: Anatolien, das Bindeglied zwischen Europa und Asien, war seit jeher Schmelztiegel der Völker. Hethiter, Assyrier, Phrygier, Lyder, Griechen und Makedoniens Alexander der Große, die Römer kamen als Eroberer.

Das christliche Oststrom schuf mit Konstantinopel seine Hauptstadt, die einfallende Türkstämme nach 1453 zur Metropole des Osmanischen Reiches machten. Erst Atatürk, Gründer der 75 Jahre alten Republik Türkei, formte aus dem anatolischen Kernland die heutige türkische Nation. Es ist allgemein bekannt, dass Hunde vor 15000 Jahren von jagenden Völkern domestiziert wurden und einen festen Platz hatten, als sich landwirtschaftliche Gemeinden formten.

Es ist historisch belegt, dass 6000 Jahre v. Chr. die Domestikation der Schafe in den Bergen der heutigen Türkei stattfand - damit begann auch die Geschichte der ersten Herdenschutzhunde. Connie Miller stellt in ihrem Buch "The Origins of the Dog" die These auf, dass man aus Hof- und Wachhunden Schutzhunde für die Herde aussuchte. Die Kriterien: geringer Jagdtrieb, große Erscheinung, furchtloses Wesen, Aussehen möglichst wie ein Löwe oder ein Bär, außerdem möglichst ähnliche Fellfarbe wie die Schafe.

Der heutige Kangal ist das Produkt der "ursprünglichen" prähistorischen Hunde, die wir aus archäologischen Funden Neolithischer Zeit (7000 v.Chr. in Burdur Hacilar, westliche Türkei, Catal Hüyük,Yümüktepe und Konya) kennen und aus Hunden der Zeit der zentralasiatischen Völkerwanderungen - die Brücke zwischen Ost und West.

Sivas besitzt viele Bauwerke der Seldschuken aus dem 13. Jahrhundert. Dazu gehören die seldschukische Mavi Medrese (deutsch Blaue Madrasa) von 1271, erbaut durch den armenischen Architekten Kaloyan[8], die Sifaiye Medresesi von 1218 und die Çifte Minare Medresesi(deutsch Madrasa mit doppeltem Minarett') von 1271. Die älteste Moschee der Stadt ist die Ulu Cami (deutsch Große Moschee) von 1196. In der Nähe von Sivas befindet sich die Ruine der alten armenischen Kirche des Heiligen Kreuzes (armenisch Սուրբ խաչ). Sie enthielt wichtige Relikte wie den Thron[9] der Artsruni-Könige von Vaspurakan.
Osmanische Bauwerke sind das Bad Kurşunlu Hamamı von 1576 und die Kervansaray Behrampaşa Hanı von 1573.
Im Kongressgebäude von 1919 befindet sich das Sivas-Museum, das über den Kongress, Atatürk und die ethno-geografischen Besonderheiten der Region informiert.
Sivas ist auch für die Thermalbäder Sıcak ÇermikSoğuk Çermik und Kangal Balıklı Kaplıca berühmt.

Am 2. Juli 1993 versammelten sich islamische Fundamentalisten nach dem Freitagsgebet vor dem Madımak-Hotel,in dem im Rahmen eines alevitischen Kultur-Festivals zum größten Teil alevitische MusikerSchriftstellerDichter und Verleger logierten, darunter Kinder und Jugendliche. Das Hotel wurde in Brand gesetzt, während auf den Straßen die Massen mit Pflastersteinen bereitstanden. Wegen der aufgebrachten, wütenden Menschenmenge vor dem Hotel konnten die Menschen im Gebäude nicht ins Freie. Über 30 Menschen verbrannten im Hotel; wenige überlebten, so auch der Autor Aziz Nesin, dem laut verschiedenen Angaben der Anschlag in erster Linie gegolten hatte. Obwohl Polizei und Feuerwehr frühzeitig alarmiert waren, griffen sie erst nach acht Stunden ein. Das Staatssicherheitsgericht in Ankaraurteilte, dass die große Menschenmenge die Einsatzkräfte bei den Rettungsarbeiten behindert hatte.
Die Aleviten nennen diesen Anschlag das Sivas-Massaker. Auch wenn bei diesem Vorfall auch Sunniten und Angehörige anderer Religionen ums Leben kamen, sehen die Aleviten dieses Ereignis als einen Schlag gegen die alevitische Bevölkerung. Das Ereignis spielte eine wichtige Rolle bei ihrer Bewusstseins- und Organisationsbildung. Seit 2003 wird des Vorfalls im Rahmen von Demonstrationen gedacht, zugleich wird gefordert, im Hotel eine Gedenkstätte zu errichten. 2003 marschierten ca. 500 Leute mit, im Jahr 2007 waren es schätzungsweise 20.000 mit hoher Medien-Präsenz und einem Einsatz von rund 3.000 Polizisten.

Sivas Erstbesiedlung reicht von 7000 bis 5000 v. Chr. zurück. Die Hethiter, deren Siedlungsreste bei Topraktepe nahe Sivas zu finden sind, herrschten dort von 1600–884 v. Chr., danach für etwa 100 Jahre die Phryger (800–695 v. Chr.). Die Phryger wurden durch die Lyder abgelöst. Die Lyder verloren das Gebiet im Jahre 546 an die Perser. Das persische Reich wurde vonAlexander dem Großen unterworfen, so dass Sivas bis etwa 17 n. Chr. von den Diadochen beherrscht wurde. Bis 395 war Sivas Teil des Römischen Imperiums, danach bis 1075byzantinisch. Unter Kaiser Diokletian war Sivas Hauptstadt der Provinz Armenia minor.
Nach mehrjährigen Verhandlungen entschädigte Kaiser Basileios II. 1021 Seneqerim Johannes, König von Vaspurakan in Südarmenien, mit dem Territorium von Sebaste in Kappadokien. Seneqerim Johannes zog mit seinem Hof, dem hohen Klerus und 14.000 Familien nach Sivas und verwaltete es als byzantinischer Vasall.[3]
Im 11. Jahrhundert tauchten die ersten türkischen Stämme in Anatolien auf. Von 1142 bis 1171 herrschte die Danischmenden-Dynastie über Sivas. 1174 eroberten die Seldschuken unterKılıç Arslan II. die Stadt und ließen unter anderem 1197 die Ulu Cami (deutsch: Große Moschee) errichten. Sivas diente neben Konya zeitweise als Hauptstadt der Seldschuken. 1232 wurde Sivas wie weite Teile Eurasiens von den Mongolen überfallen. Den Mongolen folgte das Beylik von Eretna, dem von Kadi Burhan al-Din ein Ende gesetzt wurde. 1398 eroberten dieOsmanen unter Sultan Bayezid I. die Stadt und verloren sie 1400 an Tamerlan, der die Stadt zerstörte. 1403 gelang es den Osmanen, sie zurückzuerobern.[4] Sivas war bis zum späten 19. Jahrhundert Hauptstadt der osmanischen Eyalets Rum.
Die Osmanen regierten die Stadt bis zum Ersten Weltkrieg. 1913 kam es zum Boykott christlicher Unternehmer und Händler in der Stadt.[5] Im April/Mai 1914 wurde der Markt von Sivas Opfer eines Brandes.[5] Am 5. Juli 1915 begann die Deportation der armenischen Bevölkerung von Sivas.[6] Nach der Niederlage des osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg formierte sich unter Mustafa Kemal eine Widerstandsbewegung. Diese Gruppe hielt vom 4. bis 11. September 1919 in Sivas den Kongress Heyet-i Temiliye ab.[7] Seit 1923 ist Sivas Teil der türkischen Republik. 1993 ereignete sich der Anschlag auf das Madimak-Hotel.[5]

Über den Ursprung des Namen gibt es verschiedene Aussagen:
  • Der Name Subasa wurde für die Stadt im Osten, wo der Fluss Maraschantia (Halys) seinen Ursprung hat, erstmals in den hethitischen Quellen erwähnt und bedeutet in Nesili (Sprache der Hethiter und Luwiergesegneter Fluss.
  • Nach der römischen Eroberung Anatoliens wurde die Stadt in Sebasteia umbenannt. Das griechische Sebaste (Σεβαστή) , entspricht dem lateinischen Augustus. So wurde die Verehrung für den Kaiser bekundet. Byzantinische und fränkische Quellen nennen Sebaste.
Nach Volkssagen könnte der Name so entstanden sein:
  • Bevor die Stadt gegründet wurde, gab es dort drei Quellen, die man Sipas suyu nannte. Nachdem eine kleine Siedlung rund um diese Quellen entstanden war, wurde ihr der Name Sipas gegeben.
  • Der Name soll von einem alten Volk namens Sibasip abstammen.
  • Der Name soll von dem persischen Ausdruck Se-bast abstammen, was Drei Mühlen bedeutet.
Der Ort war auch unter den Namen TalavraMegalapolisKarana und Diyapolis bekannt.